Insel Giudecca
Insel Giudecca ist eine der faszinierendsten und zugleich ruhigsten Ecken Venedigs – nur einen kurzen Vaporetto-Trip vom Trubel des Markusplatzes entfernt, aber wie eine eigene Welt. Die langgestreckte Insel, die parallel zum historischen Zentrum der Stadt liegt, besticht durch ihre entspannte Atmosphäre, ihre breite Uferpromenade mit Blick auf das Dogenpalast-Panorama und ihre interessante Mischung aus Geschichte, Architektur und venezianischem Alltagsleben.
Giudecca war einst ein mondänes Wohngebiet für venezianische Adelsfamilien, später ein Ort der Klöster und Kirchen und im 19. Jahrhundert sogar ein Zentrum der Industrie. Diese spannende Vergangenheit spiegelt sich noch heute in den Bauten wider: elegante Villen, imposante Kirchen wie Il Redentore von Andrea Palladio und alte Lagerhallen, die heute in Lofts, Hotels oder Ausstellungsräume verwandelt wurden.
Ein Spaziergang entlang der Fondamenta della Giudecca, der Uferpromenade mit einem der besten Ausblicke auf San Marco, ist ein Muss. Hier tummeln sich keine großen Touristenmengen, sondern Einheimische, Künstler, Studenten und Ruhesuchende. Cafés und Trattorien laden zum Verweilen ein – besonders in den Abendstunden, wenn die untergehende Sonne Venedig in goldenes Licht taucht.
Die architektonischen Highlights der Insel sind vielseitig. Besonders bekannt ist die Kirche Il Redentore, ein Meisterwerk der Renaissance, das nicht nur kunsthistorisch von Bedeutung ist, sondern auch jedes Jahr im Juli Zentrum eines der beliebtesten Feste der Venezianer ist – dem Festa del Redentore. An diesem Wochenende wird eine schwimmende Brücke zur Giudecca gebaut, über die Tausende Venedig-Besucher und Einheimische zur Insel pilgern, um das Feuerwerk über der Lagune zu bestaunen.
Ein weiteres Juwel ist das Convento delle Zitelle am östlichen Ende der Insel oder die ehemalige Kirche Santa Maria della Presentazione. Besonders eindrucksvoll ist aber auch das Nebeneinander von sakraler Architektur und industrieller Vergangenheit – zum Beispiel bei der Molino Stucky, einer imposanten ehemaligen Mühle, die heute ein Luxushotel beherbergt und mit ihrem roten Backstein wie ein englisches Fabrikgebäude wirkt.
Wer die venezianische Kunstszene abseits der bekannten Museen erleben möchte, findet auf Giudecca viele kleine Galerien, Kunsthandwerkstätten und Ateliers. Die Insel hat sich in den letzten Jahren zu einem kreativen Hotspot entwickelt – mit alternativen Projekträumen, Theaterinszenierungen und temporären Ausstellungen. Das Zusammenspiel aus Geschichte, Ruhe und Kreativität macht Giudecca zu einem Ort, den man nicht nur einmal besuchen sollte.
Auch kulinarisch ist die Insel ein Highlight: Abseits der touristischen Massen findet man hier authentische venezianische Küche zu vernünftigen Preisen – egal ob fangfrischer Fisch, hausgemachte Pasta oder ein Glas Wein mit Blick auf das Wasser. Viele Lokale werden noch familiär geführt und bieten eine Gastfreundschaft, wie sie im historischen Zentrum Venedigs zunehmend selten geworden ist.
Giudecca ist ein Ort zum Ankommen, Durchatmen und Eintauchen – für alle, die Venedig jenseits der bekannten Pfade erleben möchten. Ob beim entspannten Spaziergang am Wasser, dem Besuch einer Kirche, einem Aperitivo mit Ausblick oder dem Gespräch mit einem Künstler in seinem Atelier: Die Insel hat ihre eigene Seele und schenkt Besuchern unvergessliche Eindrücke von der Stadt in der Lagune.