Venedig ist weltberühmt für seine Kanäle, Brücken und die einzigartige Lage inmitten einer Lagune. Doch diese Schönheit bringt auch Herausforderungen mit sich – insbesondere das Phänomen der „Acqua Alta“. Das periodisch auftretende Hochwasser prägt das Leben in der Stadt und beeinflusst auch den Tourismus. In diesem Artikel erfahren Sie, was Acqua Alta ist, wann und warum sie auftritt, wie die Warnstufen funktionieren, wie sich das Hochwasser auf den Alltag auswirkt und wie Sie sich als Besucher am besten darauf vorbereiten.
Acqua Alta (italienisch für „hohes Wasser“) bezeichnet das außergewöhnliche Hochwasser, das in Venedig vor allem in den Herbst- und Wintermonaten auftritt. Dabei steigen die Wasserstände in der Lagune so stark an, dass Teile der Stadt – insbesondere niedrig gelegene Bereiche wie der Markusplatz – regelmäßig überflutet werden. Die Ursachen sind ein Zusammenspiel aus astronomischen Gezeiten, Windverhältnissen (insbesondere dem Scirocco), Luftdruckschwankungen und dem natürlichen Absinken des Stadtbodens.
Die Acqua Alta ist kein tägliches Ereignis, sondern tritt vor allem zwischen Oktober und März auf. In dieser Zeit sind die Gezeiten besonders ausgeprägt und die Wetterbedingungen begünstigen das Hochwasser. Die Stadtverwaltung informiert regelmäßig über bevorstehende Hochwasserlagen – sowohl über Sirenen als auch über digitale Kanäle und Apps.
Entgegen der weitverbreiteten Annahme wird der Wasserstand in Venedig nicht am Straßenniveau gemessen. Jede Straße liegt auf einer anderen Höhe, sodass es keinen einheitlichen Bezugspunkt auf Straßenniveau gibt. Stattdessen dient als Referenz der durchschnittliche Meeresspiegel von 1897. Dieser liegt etwa 100 cm unter den Straßen rund um die Rialtobrücke und etwa 80 cm unter dem Niveau des Markusplatzes. Ein gemessener Wasserstand von 110 cm bedeutet also nicht, dass überall 110 cm Wasser auf der Straße stehen – die tatsächliche Überflutung variiert je nach Lage und Höhe des jeweiligen Stadtteils.
Um die Bevölkerung und Besucher rechtzeitig zu warnen, hat Venedig ein klares Warnsystem mit verschiedenen Stufen eingeführt. Die Warnstufen richten sich nach dem erwarteten Wasserstand über dem mittleren Meeresspiegel und werden durch Sirenensignale und digitale Anzeigen kommuniziert.
Beispiele für die Auswirkungen verschiedener Pegelstände:
Während einer Acqua Alta sind vor allem die tiefsten Punkte der Stadt betroffen. Der Markusplatz, die Umgebung der Basilika und einige Gassen stehen dann unter Wasser. Für Einheimische ist das Hochwasser Teil des Alltags – sie passen sich mit Gummistiefeln und erhöhten Gehwegen (Passerelle) an. Auch für Touristen ist das Phänomen meist kein Grund, die Reise abzusagen, sondern eine besondere Erfahrung.
Damit Sie Ihren Aufenthalt auch bei Hochwasser sicher und entspannt genießen können, beachten Sie folgende Tipps:
Für viele Besucher ist die Acqua Alta ein faszinierendes Naturschauspiel und ein authentisches Erlebnis. Die Venezianer haben gelernt, mit dem Hochwasser zu leben, und begegnen der Situation oft mit Gelassenheit und Humor. Zahlreiche Fotografen und Künstler lassen sich von den Spiegelungen und der besonderen Atmosphäre inspirieren.
Acqua Alta ist ein Teil des Lebens in Venedig und muss kein Grund zur Sorge sein. Mit der richtigen Vorbereitung, aktueller Information und etwas Flexibilität können Sie Ihren Aufenthalt auch während des Hochwassers genießen. Erleben Sie Venedig von einer ganz besonderen Seite – und nehmen Sie unvergessliche Eindrücke mit nach Hause.